QLED gegen OLED im Test: Welche Fernseher sind besser? (2024)

QLED und OLED – das klingt ähnlich, dabei handelt es sich um zwei grundlegend verschiedene

. Beide haben spezifische Vor- und Nachteile. Sind die am Ende kaufentscheidend? Um diese Frage zu klären, treten hier zwei neue Fernseher gegeneinander an: der Samsung QN90C aus dem Lager der QLED-Fernseher und der Sony Bravia A80L mit OLED-Bildschirm. Beide erschienen in ihrer 65-Zoll-Variante mit 164 Zentimeter Bildschirmdiagonale, jetzt zum Verkaufsstart sind beide gut 3.000 Euro teuer. Das wird nicht so bleiben. Wer sich bis Weihnachten gedulden kann, dürfte mit 2.000 bis 2.500 Euro auskommen.

QLED ist LCD auf Speed

QLED-TVs sind hochgezüchtete LED-TVs, die ihrerseits im Herzen LCD-Bildschirme sind. Das klingt verwirrend, ist aber ganz einfach, wenn man die Arbeitsweise der Bildschirme kennt: Ein LCD-Panel enthält Millionen kleiner Bildpunkte. Die sind je nach Ansteuerung durchsichtig oder undurchsichtig. Oder etwas dazwischen – wie regelbare Sonnenbrillen, Pixel für Pixel. Aus diesem winzigen Raster setzen LCD-Panels die Bilder zusammen. Die leuchten allerdings nicht selbst: Dafür sorgt erst das sogenannte Backlight. Das ist ein weißes, vollflächiges Licht im Rücken des Bildschirms. Erzeugt wird das Licht von Leuchtdioden (LEDs), die LCD-Fernsehern den Namen "LED-TV" gaben. In

enthält das Backlight eine Folie mit speziellen Nanopartikeln. Diese "Quantum Dots" geben selbst Licht in ganz bestimmten Farben ab und sorgen dafür, dass der Bildschirm mehr und intensivere Farben darstellen kann.

Mini-LED heißt bei Samsung Neo QLED

Für schwarze Bildbereiche sind die entsprechenden Pixel möglichst undurchsichtig. Hundertprozentig können sie aber das Backlight nicht aufhalten, deshalb regeln Top-QLED-Fernseher nach: Dazu setzen sie ihr Backlight aus mehreren Segmenten zusammen. Es leuchten immer nur die hinter hellen Bildteilen mit voller Kraft, hinter dunklen Bereichen dimmt sie der Fernseher herunter. So sieht Schwarz dunkler aus, der Kontrast zwischen hellsten und dunkelsten Bildteilen ist höher. Mit miniaturisierten LEDs lässt sich das auf die Spitze treiben und das Backlight in viele Hundert kleine Leuchtkacheln unterteilen. Fachleute sprechen dementsprechend von Mini-LED-TVs. Samsung nennt diese Variante Neo QLED, der neue

ist das jüngste Top-Modell dieser Spezies. Mit überragender Maximalhelligkeit setzte er ein Ausrufezeichen. Rund 1.900 Candela pro Quadratmeter (cd/m2) sind aktueller Rekord und für normale Wohnzimmer-Anwendungen mehr als genug. Störende Lichthöfe durch das Backlight vermeidet Samsung mit ausgefeilter Ansteuerung der einzelnen Segmente, sodass kaum Nebenwirkungen der trickreichen Technik zu sehen sind. Die günstigsten QLED-TVs schaffen nicht einmal ein Viertel davon. Bricht etwa im Film "The Revenant: Der Rückkehrer" die Sonne durch die winterliche Wolkendecke, ist das auf dem Samsung ein richtig gleißendes Licht, auf günstigeren Modellen dagegen nur ein sehr helles.

OLED ist schwarz wie die Nacht

kommen ohne Backlight aus: Die Bildpunkte leuchten selbst. Pixel für Pixel sind das winzige Leuchtdioden aus organischem Material – daher das O für "organic". Mit Bio hat das nichts zu tun: Als organisch bezeichnen Chemiker kohlenstoffbasierte Verbindungen, stattdessen könnte man Plastik-LEDs sagen, im Gegensatz zu den üblichen kristallinen LEDs. Die Vorteile der selbstleuchtenden Pixel: Für schwarze Bildteile bleiben entsprechende Leuchtdioden aus – schwärzer geht es nicht. Einleuchtend: Aus so kleinen LEDs lässt sich weniger Licht herauspressen als aus großen. Daher liegen OLED-Fernseher in der Maximalhelligkeit hinter den besten LCD-Modellen. Dank optimierter OLED-Leuchtschicht, die den Strom effizienter in Licht umwandelt, ist jedoch der Abstand geschrumpft. Der

etwa kam im Test auf 708 cd/m2, der Überflieger

mit 1.479 cd/m2 auf das Doppelte.

Das hilft gegen Einbrennen

Etwas Vorsicht ist bei der Wiedergabe von kontraststarken Standbildern wie Videotext geboten: Die können sich bei

, sodass etwa der Umriss des Nachrichtentickers schemenhaft zu sehen bleibt. Die Fernseher wirken dem mit einer Reihe Maßnahmen entgegen. So reicht schon eine ständige, nicht sichtbare Bildverschiebung, um solche Spuren zu verwischen. Außerdem justieren die Fernseher regelmäßig im Stand-by d­ie ­Pixel-Ansteuerung nach. Daher sollten Besitzerinnen und Besitzer eines OLED-Fernsehers höchstens dann den Stecker ziehen, wenn sie im Urlaub sind. Der Stand-by-Verbrauch von unter einem Watt ist verkraftbar. Wer außerdem nicht rund um die Uhr stets das gleiche Programm laufen lässt, hat kein Einbrennen zu befürchten.

QLED und OLED im Test: Perfekte Farben

So sehr sich die Bildschirme im Aufbau unterscheiden, an den Farben gibt es bei den wenigsten Top-Fernsehern etwas auszusetzen. Da machte der Samsung QN90C im Test keine Ausnahme, das gilt auch für

. Die enthalten eine Milliarde Farben (je 10 Bit für Rot, Grün und Blau), während bisherige Filme auf Discs, aus TV-Sendungen und Internet-Streams nur auf 16 Millionen Farben kommen (8 Bit). Samsung erreicht beim QN90C außerdem mit optimiertem LCD-Aufbau überragende Blickwinkelstabilität. Die war lange eine Schwäche der von Samsung verwendeten VA-LCD-Technik, während die bei Tablets und

geschätzten IPS-LCDs einen großen Betrachtungswinkel erlauben – aber kontrastschwächer sind. Aufgrund des Bildschirm-Aufbaus ist die Blickwinkelstabilität bei OLEDs generell gut, Farbverschiebungen treten da nur sehr wenig zutage. Beim getesteten Sony fiel der Weißabgleich eine Spur zu kühl aus. Das ist jedoch nicht OLED-typisch, sondern eine Frage der Auslegung seitens Sony. Bei Bedarf lässt sich das mit einer

korrigieren. Farben sahen ansonsten schön natürlich aus, HDR-Filme von UHD-Blu-ray und Streaming-Anbietern sowie entsprechende Konsolenspiele zeigte der A80L mit ihrem gesamten Farbspektrum – mehr geht nicht.

Stärken und Schwächen im Vergleich

Stehen beide Fernseher direkt nebeneinander, sind die Bildeindrücke ähnlicher, als man es angesichts der Technikunterschiede vermuten würde. Die fallen nur auf, wenn man mit passendem Bildmaterial danach sucht. In diesem Fall hält sich Samsung ab Werk exakter an die Normwerte, sodass die Wertung knapp an den QN90C geht. Und klar: Dank

(UHD oder 4K) mit 3840x2160 Bildpunkten erkennt das bloße Auge keine einzelnen Pixel, da nehmen sich die konkurrierenden Bildschirmtechniken ebenfalls nichts. Unterschiede sieht man am ehesten bei hellstem Weiß und tiefstem Schwarz: Für stockfinstere Bildbereiche ist die OLED-Technik im Vorteil. Deren Darstellung wirkt noch eine winzige Spur schwärzer und detailreicher, wo sich bei den LCD-basierten QLED-TVs ein Hauch von Grauschleier über das Geschehen legt. Auch große, hom*ogene Flächen zeigen die OLED-Modelle oft sauberer. Mit HDR-Filmen in hoher technischer Qualität wendet sich das Blatt zugunsten der leuchtstärkeren QLED-Fernseher.

Ganz großes Kino: QLED und OLED mit 8K

OLED- und QLED-Fernseher gibt es in unterschiedlichen Größen. Lange war in der LCD-Familie die Auswahl größer, doch auch da haben sich die konkurrierenden Lager angenähert. QLED-TVs gibt es von 43 Zoll (109 Zentimeter) bis 98 Zoll (248 Zentimeter), OLED von 42 Zoll (107 Zentimeter) bis 97 Zoll (246 Zentimeter). Wer sich für einen XXL-Fernseher der Zwei-Meter-Klasse entscheidet, hat zwei Auflösungen zur Wahl: Neben UHD gibt es 8K-Modelle mit vierfacher Bildschirmauflösung. Statt 8 Megapixel zeigen die 33, statt 3840x2160 Bildpunkten sind es 7680x4320 Pixel. Filme in dieser Wahnsinnsauflösung wird es auch in zehn kalten Wintern nicht geben, die hohe Bildschirmauflösung sorgt jedoch für einen unvergleichlich hom*ogenen Bildeindruck. Selbst HDTV-Sendungen lassen sich aus nur 3 Meter Abstand sehr gut anschauen. Der LG OLED Z2 oder Z3 ist mit 15.000 bis 30.000 Euro allerdings unbezahlbar. Im QLED-Lager gibt es 8K-Fernseher günstiger, allerdings auch in sinnlos kleinen Größen – bei 65 Zoll ist diese Auflösung Quatsch.

gibt es für rund 5.000 Euro, Auslaufmodelle wie den

findet man in dieser Größe für unter 3.000 Euro.

Testfazit QLED gegen OLED

In der Vergangenheit fiel die Entscheidung leichter: Da waren QLED-Fernseher heller und damit besser für helle Umgebungen geeignet. OLED-TVs konnten dagegen das tiefere Schwarz darstellen und waren damit für Filmgenießer in dunkler Umgebung die erste Wahl. Das QLED-Lager hat jedoch bei der Schwarzdarstellung aufgeholt, zumindest bei den absoluten Top-Modellen. Andererseits sind die besten OLED-TVs mehr als hell genug. Bei diesem Duell auf höchstem Niveau sind es daher zunehmend praktische Aspekte, die den Kauf entscheiden. Dazu zählen Anschlüsse und App-Auswahl genauso wie Vernetzungsmöglichkeiten. So kann der OLED-Fernseher Sony A80L seinen guten Ton in die Waagschale legen, der Samsung QN90C den besseren Bildabgleich ab Werk und die einfachere Bedienung. Es zählt eben nicht die Bildschirmtechnik alleine.